Der Tag hat – wie so oft – mitten in der Nacht begonnen. Das Verladen der Fahrzeuge ging vergleichsweise schnell, die Pässe hatten wir auch zügig … alleine die Kutter haben nicht abgelegt. Warum? keine Ahnung.
Abgelegt haben wir dann wohl gegen 2 Uhr nachts. Die meisten von uns haben bereits geschlafen. Als wir heute morgen aufgewacht sind, sind wir immer noch vor der zypriotischen Küste gekreuzt. Ohne Fahrt durchs Wasser, wie man so schön sagt. Grosses Rätselraten. Die ersten wollten bereits den Hut rumgehen lassen für Sprit. Nach den Erfahrungen bisher …
Dann die Erklärung. Wir dürfen nicht nachts anlegen. Ausgangssperre in Ägypten wegen erneuter Unruhen. Also wird die Fährt gestreckt. Gut, dass wir uns darauf vorbereiten konnten, zum Beispiel mit dem Kauf von Wasser und Lebensmitteln. Die Bordküche bietet ranzigen Toast. Wenigstens ist das Bier kalt. Die Preise steigen mittlerweile stündlich 🙂
Ein Wort zu den Schiffen. Mit den Seelenverkäufern würden wir normalerweise nicht mal über den Bodensee … Dafür ist die Crew auch schmerzbefreit – sogar in den Rettungsbooten und auf dem Brückendeck wird übernachtet. Und gefeiert.
Die sanitären Einrichtungen sind – vorsichtig formuliert – nur eingeschränkt zu empfehlen. Einige haben schon aufgehört zu essen. Wir wissen von wenigstens einem Team, dass sie mit der präventiven Einnahme von Immodium versuchen, dem Stuhlgang zu vermeiden. Nicht gerade wie vom Arzt verschrieben, aber vielleicht muss man auch nur die Beipackzettel einiger Medikamente überarbeiten. Anwendungsgebiete: Türkische Fähren.
Nett auch der Versuch, die verstopften Toiletten mit der Feuerlöschanlage zu spülen. Vielleicht keine schlechte Idee, wenn die Löschanlage funktioniert hätte. Einziger Kommentar eines Mitreisenden: „Der Brand löscht sich doch wenn selber, wenn wir absaufen“. Galgenhumor macht sich breit.
Daneben verblassen auch die Reparaturversuche der Navigationsinstrumente, die wir gestern auf der Brücke beobachtet haben. Was soll’s, wir fahren nach Süden. Das geht auch mit der Sonne.
Das Geld für die Einreise konnten wir zusammen kratzen. Wieder eine Hürde genommen. Mal sehen was als nächstes schief läuft….
Gegenwärtig ist weit und breit kein Land mehr in Sicht. Auf dem Schiff ist eine unglaubliche Entspannung eingekehrt. Die Teams liegen an Deck, geniessen die Sonne, trinken ein Bier, hören ein bisschen Musik. Oder sie schlafen einfach.
Nachdem wir ja nun erfahren haben, dass wir eine Nacht länger auf dem Kahn sind als geplant, ist das sicher nur die Ruhe vor dem Sturm. Wenn man sich so umhört, stehen die Signale auf Party heute abend. Steht nur zu befürchten, dass wir den Kahn vorzeitig trocken legen…
Trotz allem muss man sagen, die Stimmung ist super. Die Leute sehen es – mit wenigen Ausnahmen – extrem gelassen. Wir haben’s zwar so nicht gebucht, aber jetzt machen wir halt ne Budget-Kreuzfahrt. Mit vielen netten Leuten.
Tag 13 … und kein Land in Sicht
Der Morgen bringt wie gewohnt keine guten Nachrichten. Auf dem Schiff ist das Frischwasser knapp. Das Wasser ist rationiert, Toilette und Waschbecken funktionieren nur noch gelegentlich. Die See wird rauher, das Wetter schlechter. Und immer noch kein Land in Sicht.
Die Stimmung ist verhalten, vor allem bei denen die jetzt eigentlich im 5-Sterne Hotel liegen sollten. So wie wir. Unser Risiko heisst es. Wir sind uns nicht sicher, ob man es sich so einfach machen darf. Aber was soll’s, wir können’s nicht ändern.
Eine richtige Party wurde gestern auch nicht gefeiert. Ausser auf dem Fahrzeugdeck, wo angeblich auch gegrillt wurde. Und auf den Autos getanzt, und zwar nicht immer auf den eigenen. Das hat heute morgen auch schon vereinzelt zu ärger geführt. Gott sei Dank sind unsere Autos auf dem Frachter ohne Passagiere, auch wenn niemand weiss wo der gerade ist. Gestern abend hatten wir noch Sichtkontakt.
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